Frischen Wind in die Amtsstuben

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Ich gebe es unumwunden zu: unsere Bürger können und sollen sich völlig zurecht über einige Dinge aufregen: schlecht gepflegte Grünanlagen, lange Wartezeiten im Bürgeramt auf einen Termin – überhaupt, dass es nur noch Termine gibt – nicht gestopfte Schlaglöcher, warten, warten und nochmals warten auf Kitagutschein, Elterngeld- oder Wohngeldbescheid. Aber woran liegt das nun? Wohl nicht daran, dass die Mitarbeiter im Bezirksamt keine Lust mehr haben. 

Im Gegenteil: sie sind genauso frustriert. Man muss sich einfach mal vorstellen, dass in den letzten zehn Jahren mehr als die Hälfte des Personals abgebaut wurde. Jetzt soll noch einmal 20 Prozent eingespart werden. Gleichzeitig gehen in den nächsten Jahren hunderte Mitarbeiter in den Ruhestand. Die Arbeit wird aber bleiben. Es gibt ja nicht weniger Straßenbäume oder Kita-Kinder, nur weil die Rathausmitarbeiter in Pension gehen. Ich habe mich deshalb immer wieder – auch öffentlich – gegen weitere drastische Personalkürzungen gestellt. Treptow-Köpenick hat sich lange gegen den Personalabbau gewehrt – als einer der wenigen Bezirke. Jetzt setzt ein Umdenken ein. Endlich. Wir alle müssen uns die Frage stellen: was ist uns eigentlich ein öffentlicher Dienst – und die Betonung liegt hier auf „Dienst“ - wert? Das merken wir vielleicht erst, wenn wir keinen Mitarbeiter mehr antreffen, um uns bei ihm über den schlechten Service zu beschweren. Sicher: der öffentliche Dienst war aufgrund der Teilung der Stadt überdimensioniert ausgestattet. Aber die Zeiten sind vorbei. Berlin hat an diesem Personalabbau genug gespart. Und die Bürgerinnen und Bürger haben heute auch Ansprüche auf eine gut funktionierende Verwaltung, die ihre Anliegen gut und schnell bearbeitet. Doch davon sind wir noch weit entfernt. Ich kenne viele motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (die übrigens auch mal einen Dank vertragen könnten, auch von Bürgern) – aber sie sagen mir völlig zurecht, dass sie an ihrer Leistungsgrenze sind, wenn immer mehr Kollegen in den Ruhestand gehen und die Arbeit einfach auf sie verteilt wird. Das funktioniert nicht. Langsam setzt sich auch die Erkenntnis durch, dass ein so starker Personalabbau am Ende teuer wird für das Land: weil wir teure private Firmen mit Aufgaben betrauen müssen oder weil wir Einnahmen nicht mehr erheben können, weil die Mitarbeiter fehlen. Also: wir brauchen wieder neue Kollegen, jüngere Mitarbeiter in den Amtsstuben, die die Erfahrungen der Kollegen aufnehmen, aber auch mal frischen Wind ins Rathaus bringen. Wir sind gern Dienstleister und wollen auch nicht nur das Nötigste erledigen. Wir wollen unsere Stadt, unseren Bezirk voranbringen. Und dazu gehören auch Mitarbeiter im öffentlichen Dienst. Alle zwölf Bezirksbürgermeister haben inzwischen den Senat aufgefordert, den Personalabbau in den Bezirken zu stoppen. Das wäre ein wichtiger Anfang.