Gesundheit schützen und Musikbildung möglich machen

Allgemein

Hier sind keine Tierschützer unterwegs. Eine andere Protestform, hoffentlich ungefährlich für den Gesundheitsschutz.

Große Aufregung herrschte, als das Gerücht in die Welt gesetzt wurde: die Musikschule werde geschlossen, weil Teile des Gebäudes in Adlershof aufgrund der Corona-Pandemie vom Gesundheitsamt genutzt werden müssen. Das hatte zwar niemand angedacht, ist aber für jeden Protest gut. Egal, ob daran etwas sachlich dran ist oder nicht. Aber wie kam es dazu?

Es ist richtig, dass wir als Bezirksamt handeln mussten. In der Hochphase der Corona-Pandemie mussten für das am Standort Adlershof befindliche Gesundheitsamt dringend Räume hergerichtet werden, um zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Aufgaben des Gesundheitsamtes unterzubringen. Rasches und konsequentes Handeln war – und ist – notwendig, schließlich ging und geht es um Menschenleben. Die Kolleginnen und Kollegen des Gesundheitsamtes haben infizierte Personen identifiziert, sie isoliert, ihre Kontaktpersonen ermittelt und diese in Quarantäne versetzt. Sämtliche – teilweise mehr als 500 Personen gleichzeitig – Menschen in Quarantäne wurden täglich betreut. Dafür waren viele Kolleginnen und Kollegen notwendig – und natürlich Platz. Es war klar, dass diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort Adlershof in der unmittelbaren Umgebung des Gesundheitsamtes tätig sein mussten.

Inzwischen hat sich die Situation glücklicherweise geändert. Daran hat nicht nur das Verhalten der Menschen einen Anteil, sondern besonders auch das Handeln des Gesundheitsamtes. Das hat es möglich gemacht, dass für den Publikumsverkehr geschlossene Einrichtungen überhaupt wieder öffnen durften. Das Gesundheitsamt darf jetzt aber nicht Opfer des eigenen Erfolgs werden und der Erfolg darf nicht in Gefahr gebracht werden. Ich bin sowohl für die Umsicht und das Verständnis der Bürgerinnen und Bürger dankbar als auch für die Tätigkeit unseres Gesundheitsamtes in diesem Zusammenhang.

Mit der schrittweisen Öffnung von Einrichtungen waren neue Konzepte zu entwickeln. Nach wie vor gilt Vorsicht – Abstands- und Hygieneregeln sind bei allen Angeboten einzuhalten. Mit einem hohen Aufwand mussten für sämtliche Einrichtungen im Bezirk neue Bedingungen geschaffen werden, um Leistungen wieder anzubieten, und zwar so, dass alle so gut es geht geschützt werden.

Zur Vorsicht gehört dazu, dass wir sowohl die Expertise des Gesundheitsamtes weiterhin brauchen als auch zusätzliches Personal und eine Vorsorge für den Fall, dass die Zahl der Infektionen wieder ansteigt. Wir haben zwar insgesamt eine geringere Dynamik bei Neuinfektionen. Wir sind aber noch weit davon entfernt „coronafrei“ zu sein. Innerhalb Berlins in anderen Bezirken und innerhalb Deutschlands erleben wir, dass sehr überraschend Infektionsgeschehen mit hohen Ansteckungszahlen auftritt. Wir sind bisher von solchen Ausbrüchen verschont geblieben. Ausschließen können wir dies nicht. Solche Ausbrüche bedeuten einen deutlich höheren Handlungsdruck als in den Monaten März bis Mai. In der Zeit, in der nahezu alle Einrichtungen geschlossen waren, war Infektionsgeschehen deutlich schneller einzudämmen. In diesen Tagen sind allerdings die meisten Institutionen wieder geöffnet worden. Bei einem Ausbruch kommt es daher besonders darauf an, schnell Infizierte und ihre Kontaktpersonen zu identifizieren und so zu informieren, dass sie schnell in Quarantäne gelangen und keine weiteren Personen anstecken.

Ich habe Furcht davor, dass Sorglosigkeit in unserer Gesellschaft einzieht und wir die bisher positive Entwicklung in Gefahr bringen. Wir brauchen weiterhin ein gestärktes Gesundheitsamt. Alles andere wäre fahrlässig.

Selbstverständlich spielte in diesem Zusammenhang auch ein Rolle, wie wir mit den für das Gesundheitsamt zur Verfügung gestellten Räume umgehen. Auf diese Räume komplett zu verzichten, wäre tatsächlich fahrlässig. Die Kolleginnen und Kollegen benötigen auch den direkten Austausch mit dem Gesundheitsamt am Standort Adlershof.

Daraus war aber nicht zu schlussfolgern, dass deshalb die Angebote der Musikschule nicht erbracht werden sollen. Auch eine Schließung des Standortes stand deshalb nicht zur Debatte. Wer dort solche Gerüchte gestreut haben soll, war sicher nicht an einer konstruktiven Zusammenarbeit interessiert. Auch den Musikschullehrerinnen und –lehrern sollte nicht ihre Existenzgrundlage genommen werden. In der Tat hat es allerdings nicht so schnell geklappt, dass das Bezirksamt ein Raumkonzept vorlegen konnte, mit dem der bisherige Unterricht unter den neuen Bedingungen abgebildet werden konnte.

Inzwischen liegt dieses Raumkonzept vor. Sowohl am Standort Adlershof konnten zusätzliche Räume gewonnen werden, hinzu treten Räume in der Keplerstraße, in einer Sporthalle sowie an denjenigen Schulen, in denen jetzt bereits Musikschulunterricht durch die Joseph-Schmidt-Musikschule angeboten wird. Und ich bin sehr froh, dass es damit gelingt, die Angebote weiterhin aufrecht zu erhalten – und auch das Gesundheitsamt kann weiter für uns tätig sein. Ich bin sehr optimistisch, dass wir damit allen Belangen gerecht werden.

Mich hatsehr betrübt, dass statt den konstruktiven Dialog zu suchen, sehr gern in Zusammenhang mit der Musikschule zu Protestformen gegriffen wird, die der Situation nicht angemessen sind. Jedoch hat es mich sehr getroffen, wie stark das Gesundheitsamt im Zusammenhang mit den von ihm genutzten Räumen angegriffen wurde und wie sehr das Bezirksamt dafür angegriffen wurde, angeblich die Musikschule schließen zu wollen.

In der Tat hat die Corona-Pandemie gezeigt, wie wichtig der Verwaltungsstandort Adlershof für uns alle ist.

Seit vielen Jahren stärkt das Bezirksamt die Musikschule gleichermaßen. Das begann mit dem Umbau des Standortes Freiheit 15 in Köpenick zu einer neuen Musikschule. Aktuell plant unser Bezirk gleich zwei Neubauvorhaben für Musikschulstandorte im Bezirk. Dass Musikschulen neu gebaut werden, sucht seinesgleichen in Berlin. Kein anderer Bezirk errichtet derzeit Neubauten speziell für Musikschule. Dies allein zeigt bereits, dass wir an einer Stärkung der Musikschule interessiert sind. Wenn es nach mir ginge, könnte noch weiteres Potenzial zusätzlich genutzt werden, indem nämlich zusätzliche Angebote an weiteren bisher nicht genutzten öffentlichen Standorten erbracht werden. Dies ist in einem Flächenbezirk wie Treptow-Köpenick erforderlich.