Alternative für Flugroute über den Müggelsee ernsthaft prüfen

Bezirk

In der Debatte über die Flugrouten durch den neuen Flughafen Schönefeld müssen jetzt vor allem die Argumente gegen die Flugroute über den Müggelsee zählen.

Die Flugrouten werden vom Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung als Rechtsverordnung festgesetzt. Und die müssen gerichtsfest sein. Aus diesem Grund habe ich einen konkreten Alternativvorschlag, der Friedrichshagen und Rahnsdorf entlastet, ohne Erkner zu belasten, an den Direktor des Bundesaufsichtsamtes für Flugsicherung geschickt. Den Brief dokumentiere ich hier. Die umfangreichen Anlagen (Kartenmaterial) stelle ich auf Anfrage zur Verfügung.

Sehr geehrter Herr Professor Herrmann,

die Diskussion über die neuen Vorschläge für Flugrouten rund um den Flughafen Schönefeld haben in der Bevölkerung in Treptow-Köpenick für heftige Proteste gesorgt. Insbesondere der Vorschlag der Deutschen Flugsicherung (DFS) für eine Route über den Müggelsee sorgt für erhebliche Verunsicherung. Die Route über den Müggelsee trifft den Bezirk aus zwei Gründen im Kern: erstens wollen wir uns als Naherholungs- und Tourismusbezirk weiter profilieren. Der Eindruck, direkt über den Müggelsee würden in niedriger Höhe demnächst in wenigen Minuten Abstand Flugzeuge fliegen, würde dieses Potenzial ganz objektiv erheblich einschränken.

Die Flugzeuge werden nicht genau gerade in der Mitte über den Müggelsee fliegen. Sie haben einen Korridor von mehreren Kilometern und können deshalb auch Wohngebiete direkt über Friedrichshagen und Rahnsdorf streifen oder direkt überfliegen oder zumindest für Lärm in dieser Region sorgen. Allein in Friedrichshagen leben 17000 Menschen.

Stärker wiegt jedoch der Vertrauensschutz. Es ist durch die aktuelle Flugroutenvorschläge gelungen, alle Gebiete wieder zu entlasten, die durch die Flugroutenpläne des vergangenen Jahres erstmals bzw. neu belastet wurden. Dies sollte aber genauso für Friedrichshagen gelten. Es sind tatsächlich viele Menschen dorthin gezogen, die nach Friedrichshagen wollten, weil dort nicht der Fluglärm erwartet wurde.

Ich möchte Sie deshalb darum bitten, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, wie eine Flugrouten gefunden wird, die die Belastung reduziert bzw. zu einer Entlastung führt. Daher möchte ich Sie besonders darum bitten, die nachstehend genannten Vorschläge intensiv auf ihre Realisierungsmöglichkeit zu prüfen und bei der endgültigen Festlegung der Flugrouten zu berücksichtigen.

Die DFS hatte zur Entlastung von Erkner und Müggelheim, die durch Anflüge schon stark belastet sind, vorgeschlagen, 122 Flüge am Tag bei Ostwind mittig über den Müggelsee zu führen. Dies entspricht der Routenalternative 25 (Anlage 1), für die die DFS einer der höchsten Gütewerte bei allen diskutierten Alternativen bei Ostflügen von der Nordbahn errechnet hat. Die Alternative 25 weist einen Gütewert von 17,07 auf und weist bei den Schallpegelangaben die höchste Betroffenheit auf, sowohl qualitativ (bei der Höhe des äquivalenten Dauerschallpegels in db(A)) als auch quantitativ (bei der Masse an betroffenen Einwohnern). Im unteren Messbereich bis 50 db(A) sind noch 58200 Einwohner betroffen (Anlage 2). Für die Schallpegelangaben im Bereich von 65-70 db(A) und darüber hinaus kann die DFS nur sehr geringe Betroffenheitszahlen feststellen. In diesem Zusammenhang werden die Schallpegelzahlen generell kritisiert, weil sie von der geraden vorgegeben Route ausgehen. Bekannt ist, dass Flugzeuge aber nie einer geraden Strecke folgen, sondern diese als Richtschnur betrachten. Das bedeutet, dass die Betroffenheit in qualitativer und quantitativer Hinsicht für Friedrichshagen größer sein wird – auch wenn man dies nur schwer erfassen kann. Auch zeigt dies, dass sich Überflüge über besiedelte Gebiete wie Friedrichshagen bei dieser Routenführung nicht vermeiden lassen, auch wenn die gerade Linie auf der Karte etwas anderes aussagt. Neben den Lärmbelastungen auf die dortigen Einwohnerinnen und Einwohner sind weitere umfangreiche Auswirkungen auf Wirtschaft, Tourismus und Umwelt zu erwarten (Anlage 8).

In der Fluglärmkommission wurde ein weiterer Alternativvorschlag der Stadt Erkner diskutiert. Danach würden die Flugzeuge von der Nordbahn vor Müggelheim nach Südosten einbiegen und zwischen Gosen und Erkner über die Gosener Wiesen zum Sammelpunkt TUVAK geführt werden. Dies wird als Alternative 14 bezeichnet (Karte Anlage 3). Für diese Alternative wurde ein Gütewert von 0,32 errechnet (Alternative 21: 36,49) und die Anzahl der betroffenen Einwohner wird qualitativ nur bis 50 db(A) festgestellt. Auch darunter fallen die quantitativen Zahlen sehr gering aus (Anlage 4). Bisher wurde diese Route von der DFS schon im Vorfeld abgelehnt, das sie zu nah an der Alternative 3 der Südbahn liegt und so kein unabhängiger Parallelbetrieb nach internationalen Luftfahrtkriterien (ICAO) möglich wäre (Anlage 5). Auf dieser Strecke sollen 11 Flugzeuge, in der Regel schwere Jets, fliegen, da sie die schnelle Südabkurvung von der Südbahn nicht bewerkstelligen können. Wie auf der Karte in Anlage 5 zu sehen ist, hat Erkner deswegen eine Verlegung dieser Route vorgeschlagen – Alternative 4. Im Vergleich lässt sich für die Verlegung von Alternative 3 auf 4 nur eine sehr geringe, aber im Vergleich zu anderen Strecken kaum erhebliche, Steigerung des Fluglärms in qualitativer und quantitativer Hinsicht feststellen (Anlage 6). Darüber hinaus würde sich die Zahl der Lärmbetroffenen im gesamten durch von der Südbahn ausgehende Flugbewegungen eher noch reduzieren. Doch auch bei dieser Version berichtete die DFS im Vorfeld von Sicherheitsproblemen nach den ICAO-Kriterien in Verbindung mit der Erkneralternative 14 (Anlage 7).

Wir schlagen daher folgende Alternativmöglichkeiten vor:
• nochmalige Prüfung, warum Alternative 4 (Südbahn) nicht mit Alternative 14 (Nordbahn) nach ICAO-Kriterien möglich ist, obwohl der Abstand zwischen den Verläufen doch deutlich ist und sie sich zusätzlich an unterschiedlichen Sammelpunkten orientieren (Anlage 5)
• Sollte nach klarer Darstellung der Prüfungsergebnisse und Gründe sich die Unvereinbarkeit beider Alternativen ergeben, würden wir eine Verlegung dieser 11 Flugzeuge auf die Nordbahn vorschlagen. Somit würde von der Südbahn noch in kurzer Südabkurvung geflogen. Von der Nordbahn könnte die Route 25 aufgegeben werden und auf die Alternative 14 gelegt werden, welche von der Südbahn nicht mehr beeinträchtigt wird (durch Wegfall der Alternativen 3 und 4). Die qualitative und quantitative Belastung würde sich enorm reduzieren.
• Für die Jet-Flüge, die Richtung Westen und Süden fliegen würden, macht es von der Wegstrecke kaum einen Unterschied, ob sie zum neuen Sammelpunkt TUVAK fliegen oder wie von der DFS vorgeschlagen bis GORIG (Anlage 5)
• Bei der Verlagerung der JET-Flüge auf die Nordbahn würden demnach auch Eichwalde und Zeuthen entlastet (Anlage 5)
• Da nach diesem Vorschlag, von der Südbahn nur in schneller Südabkurvung geflogen werden könnte, würde auch Spielraum entstehen durch eine leichte Südabkurvung um ganz wenige Grad, direkt nach dem Start von der Nordbahn, Teile von Bohnsdorf zu entlasten – ohne neue zu belasten.

Bei der Route der Alternative 3 bzw. 4 handelt es sich um eine Strecke, die täglich von 9 schweren Jets und 2 Propellerflugzeugen geflogen würde, die die LUDDI kurz-Kurve nicht fliegen können. Wenn diese 11 Flugzeuge, die bei einem Start von der Nordbahn einen geringfügig längeren Weg bis TUVAK in Kauf nehmen müssten, auf diese Bahn verlagert würden, dann könnten die 122 Flugzeuge auf der Alternative 25 aus dem Bereich mit dem höchsten Gütewert und den qualitativ wie quantitativ höchsten Schallpegelwerten auf die Alternative 14 verlagert werden – ein Bereich mit einem extrem geringeren Gütewert und deutlich niedrigeren Betroffenheitszahlen.
Insgesamt kämen geringe Belastungen auf Randbereiche von Gosen zu. Im Gegensatz dazu blieben Erkner und Müggelheim in Teilen entlastet, wie von der DFS vorgeschlagen. Eine weitere Entlastung würde sich in Eichwalde, Zeuthen und Bohnsdorf ergeben sowie eine Neubelastung von Friedrichshagen, Rahnsdorf und dem Müggelsee wegfallen.

Ich wäre Ihnen daher sehr dankbar, wenn Sie diese konkreten Vorschläge in das weitere Verfahren zur Festlegung der Flugrouten für den Flughafen Schönefeld einfließen lassen und mich über den weiteren Fortgang informieren könnten.

Vielen Dank im Voraus.

Mit freundlichen Grüßen

Oliver Igel
Kreisvorsitzender

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