Erinnerung an den 90. Todestag Walther Rathenaus

Geschichte

Vor 90 Jahren wurde Reichsaußenminister Walther Rathenau von rechtsextremen Antisemiten feige ermordert. Rathenaus Geschichte ist eng mit der Oberschöneweides verbunden. Zum Gedenken an Walther Rathenau und seine Familie wurde anlässlich seines Todestages die historische Familien-Grabanlage nach ihrer Restaurierung wiedereingeweiht.

Der Industriellen-Familie Rathenau ist der Aufstieg Oberschöneweides zu einem der größten Industriereviere Deutschlands zu verdanken. Noch heute erinnert der Schriftzug "AEG" in Oberschöneweide an AEG-Gründer Emil Rathenau. Dessen jüngerer Sohn Emil Rathenau übernahm die Führung des Kabelwerks Oberspree in Oberschöneweide. Der spätere Reichsaußenminister Walther Rathenau machte sich als Industrieller, Schriftsteller und Politiker einen Namen. Die Familie schenkte Oberschöneweide eine Fläche an der Wuhlheide und ließ dort einen Friedhof errichten. Auf dem Waldfriedhof Oberschöneweide befindet sich die imposante Familien-Grabanlage, in der nach seiner Ermordung auch Walther Rathenau gebettet wurde.
Walther Rathenau gab in seiner kurzen Amtszeit als Reichsaußenminister ein klares Bekenntnis zu Europa und zur Wiedereingliederung Deutschlands in die Staatengemeinschaft ab. Ohne ihn wäre der Rapallo-Vertrag mit der Sowjetunion nicht denkbar. Dieser Vertrag entließ Deutschland aus der internationalen Isolation. Rathenau versuchte die Lasten des Ersten Weltkriegs zu lindern. Als Intellektueller jüdischer Religion war Walther Rathenau bei den extremen Rechten verhasst - und musste mit seinem Leben für seinen Einsatz für Europa und Deutschland bezahlen. Feige wurde er auf dem Weg zu seinem Amtssitz im Auto am 24. Juni 1922 ermordet. Den Weg des Staatsbegrägnisses zum Waldfriedhof Oberschöneweide säumten zehntausende Menschen.
Über die Jahrzehnte litt die Grabanlage der Familie Rathenau. In einem großen Kraftakt und dank zahlreicher großzügiger Förderer, darunter vor allen die Reemtsma-Stiftung, das Auswärtige Amt, der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, das Land Berlin, die Stiftung Denkmalschutz und das Bezirksamt Treptow-Köpenick gelang es, die Grabanlage zu restaurieren und wieder in alter Würde erstrahlen zu lassen.
Anlässlich des 90. Todestages von Walther Rathenau wurde die Grabanlage im Beisein von Bundesaußenminister Guido Westerwelle mit einer würdigen Gedenkfeier wieder eingeweiht. Dabei war auch der Berliner Kultur-Staatssekretär André Schmitz sowie zahlreiche Vertreter der Rathenau-Gesellschaft.