Ein Hausbesuch bei Günter Liefeldt - 60 Jahre Sozialdemokrat in Berlin

Bezirks-SPD

Günter Liefeldt hat es sich im Sessel rechts bequem gemacht - während er den Urkundentexten lauscht.

Dieses Jahr zu Weihnachten feiert Günter Liefeldt doppelt: neben dem Weihnachtsfest seinen 85. Geburtstag. Doch zuvor gab es schon mal Besuch im Doppelpack: unser Bundestagsabgeordneter Matthias Schmidt und ich als Kreisvorsitzender besuchten Günter Liefeldt, um zwei Urkunden zu überreichen: für 60 Jahre Mitgliedschaft in der SPD und eine Ehrenurkunde für diejenigen, die nach 1989 die SPD im Ostteil wieder aufgebaut haben. 

Zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Günter Liefeldt in Berlin-Friedrichshain Mitglied der SPD. Damals gab es noch in der gesamten Stadt eine Sozialdemokratie – sie wurde erst durch den Mauerbau getrennt, als 1961 die Kreisbüros im Ostteil geschlossen werden mussten. So wurde Günter aktiv in der SPD – und lernte die Kriegsgeneration der Sozialdemokraten kennen: er erlebte Kurt Schumacher, Erich Ollenhauer und natürlich Willy Brandt. Mit Helmut Schmidt verbindet ihn nicht nur politisch Einiges – auch die Leidenschaft für Zigarettengenuss. Günter Liefeldt selbst hatte den Krieg „nur“ als Kind erleben müssen. Neun Jahre alt war Günter als der Krieg der Nazis zu toben begann. Als das „tausendjährige Reich“ untergegangen war, befand sich Günter im 15. Lebensjahr. Er konnte dann nach der Schule eine Lehre als Grafiker beginnen und stand bis zum Ende der DDR im Berufsleben. Ab 1961 ruhte seine SPD-Mitgliedschaft, denn nach dem Mauerbau konnte die Mitgliedschaft im Ostteil Berlins nicht mehr ausgeübt werden. Die Kontakte untereinander gingen verloren – doch war es für ihn selbstverständlich, die SPD nach der friedlichen Revolution 1989 wieder aufzubauen. Er war bei der Gründungsveranstaltung der Sozialdemokraten in Treptow in der Plesserkirche und war von Beginn an auf Abteilungsebene wieder aktiv – seine Frau war jetzt mit dabei als Sozialdemokratin. Er hatte dann etwas mehr Zeit und schrieb ein Buch – über den Luftkrieg in Berlin. Er erlebte im Friedrichshainer Ortsteil Boxhagen den Krieg, wurde ausgebombt und hat diese Erinnerungen an die Zeit niedergeschrieben. Dazu hat er akribisch auch die wissenschaftlichen Abhandlungen über den Luftkrieg studiert und in sein Buch aufgenommen. So ist das Buch, auch wenn es nicht gedruckt wurde, eine Mischung aus Dokumentation und Romanerzählung – ergänzt durch einige selbst gezeichnete Bilder – für ihn als Grafiker ja auch kein Problem. Seit 1977 lebt Günter Liefeldt im Treptower Norden, in der Defreggerstraße, - muss inzwischen aber ohne seine geliebte Frau auskommen. Dafür erfreut er sich am Besuch seiner Kinder und Enkelkinder, denn seine Mobilität ist etwas eingeschränkt. Doch mit fast 85 Jahren ist das alles ganz normal. Günter Liefeldt ist ein treuer Sozialdemokrat. In seinem Wohnzimmer steht eine kleine SPD-Tischfahne. Sie wurde in den fünfziger Jahren für seine damalige Abteilung hergestellt. Sie hat die Zeiten überstanden. Sie und Günter Liefeldt haben die Brüche des 20. Jahrhunderts gesehen und erlebt.