Droht jetzt das große Supermarktsterben?

Wirtschaft

Die Anwohner rund um die Köpenicker Lindenstraße sind verärgert. Nach und nach haben in den vergangenen Jahren alle Supermärkte der Umgebung geschlossen, zuletzt der Lidl-Markt neben der Tankstelle. Das heißt für die überwiegend ältere Bevölkerung: weite Wege zum Forum Köpenick oder in die Altstadt, um die wichtigsten Lebensmittel einkaufen zu können.

Ich hatte mich gleich nach Bekanntwerden der Pläne an das Unternehmen Lidl gewandt. Von dort kam lediglich eine kurze telefonische Auskunft. Dabei kam auch heraus, dass eine weitere Filiale des Unternehmens an der Schnellerstraße der Schließung preisgegeben wurde. Das soziale Umfeld scheint die Eigentümer nicht interessieren. Erst gab es die große Supermarktschwemme mit Discountern an jeder Ecke, jetzt merken sie, dass ein Stück Butter nur einmal gekauft wird, auch wenn zwei, drei Verbrauchermärkte in unmittelbarer Nähe stehen.

Da die jetzige Schließungen eigenständige Unternehmensentscheidungen sind, kann ich nur hoffen, dass sich möglichst viele bei den Unternehmen beschweren.

Es ist vielleicht auch ganz interessant zu analysieren, wie es dazu gekommen ist. Bereits seit etwa zehn Jahren gibt es die Tendenz einer deutlichen Ausweitung von Supermärkten, nicht nur in unserem Bezirk. An vielen Ecken sind neue Märkte eröffnet worden, meist sogar zwei nebeneinander. Doch mit der Menge der Supermärkte ist nicht der Verbrauch gestiegen. Das bedeutet, dass die Einkaufsmenge der Bürgerinnen und Bürger auf mehr Supermärkte verteilt wird. Damit war absehbar, dass sich daraus nicht jedes Unternehmen finanzieren kann und nicht jedes Geschäft überleben wird. Der Bezirk hat diese Entwicklung kritisch gesehen und Möglichkeiten der Begrenzung gesucht, um bestehende Geschäfte nicht zusätzlich zu gefährden. Das Baugesetzbuch gibt dies jedoch kaum her.

Hinzu kam auch Kritik von Bürgerinnen und Bürgern, die sich über den erhöhten Verkehr und Lieferverkehr mit dem einhergehenden Lärm beschwerten.

Letztlich führt dies dazu, dass Unternehmen jetzt womöglich als erstes diejenigen Geschäfte schließen, die den geringsten Umsatz haben. Die soziale Situation in der Umgebung interessiert die Firmen wahrscheinlich nicht.

Lidl hat für die Filiale Lindenstraße mir gegenüber keinen Ersatz genannt, vielmehr ist man mit dem 1. FC Union zur Nachnutzung im Gespräch. Dort wird damit die Situation wie bereits seit langem in der Oberspreestraße einsetzen. Da ist von einem großen Wohngebiet schon seit Jahren der nächste Supermarkt nur mit dem Bus erreichbar.

Ich denke, dass sich am Ende nur Unternehmen durchsetzen werden, die sich um ihre Kundinnen und Kunden bemühen, zum Beispiel wenn gute Supermärkte einen Lieferservice bis nach Hause anbieten: wenn man einen geringen Mindesteinkaufswert einhält – also ohne zusätzliche Kosten.